Überflüssig oder unverzichtbar?
Die Überprüfung einer
konventionellen Heizungsanlage auf Betriebs- und Brandsicherheit ist per
Gesetz verfügt. Regelmäßig kommt der Schornsteinfeger, überprüft und
reinigt Abgasleitungen und misst den Kohlenmonoxid-Ausstoß. So ist
gewährleistet, dass die Heizungsanlage möglichst sicher, effizient und
umweltfreundlich arbeitet. Wie ist es jedoch um die Wartung von
Photovoltaikanlagen bestellt?
Oftmals werden Photovoltaikanlagen beim Kauf als wartungsfrei
angepriesen. Für private PV-Anlagen gibt es keine gesetzliche Pflicht
zur Überprüfung. Damit sie jedoch über ihre gesamte Lebensdauer von 25
bis 30 Jahren einwandfrei funktionieren, ist eine Wartung unerlässlich.
Wird sie vernachlässigt, kann die Versicherung bei auftretenden Schäden
Haftungsausschluss geltend machen. Regelmäßige Wartung sorgt für einen
sicheren Betrieb und anhaltend hohe Erträge. Das in die freiwillige
Inspektion fließende Geld ist also gut angelegt.
Welche Arbeiten können selbst erledigt werden?
Für den Anlagenbetreiber sollte eine regelmäßige Sichtprüfung zur Routine werden. Verschmutzungen mindern die Effizienz der PV-Anlage. Insbesondere bei Anlagen mit einem Neigungswinkel von weniger als 20 Grad kann der Selbstreinigungseffekt seine Wirkung nicht entfalten. Liegt Laub auf den Modulen oder haben sich Moose und Flechten festgesetzt, besteht Handlungsbedarf.
Wie oft die Anlage gereinigt werden muss, hängt von den Standortbedingungen ab. An viel befahrenen Straßen und in der Nähe von Großbaustellen ist mit hoher Staubelastung zu rechen. Auch in der Nachbarschaft landwirtschaftlicher Betriebe kann Staub zum Problem werden, insbesondere zur Erntezeit.
Ist die PV-Anlage auf dem Dach montiert, empfiehlt es sich, deren Reinigung einem Fachbetrieb anzuvertrauen. Die Spezialisten kennen die mit der Arbeit in luftiger Höhe verbundenen Gefahren und wissen um die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen.
Wurde die Anlage jedoch in Bodennähe installiert, kann im Do-it-yourself-Verfahren gereinigt werden. Dabei sollten jedoch nur schonende wie umweltverträgliche Haushalts- oder Glasreiniger sowie weiche Schwämme und Putztücher zum Einsatz kommen. Der Hochdruckreiniger ist tabu. Durch den scharfen Wasserstrahl könnten die empfindlichen Module beschädigt oder gar zerstört werden.
Weist das zur Verfügung stehende Leitungswasser einen hohen Härtegrad auf, sind Regen- oder entmineralisiertes Wasser vorzuziehen. So werden Kalkrückstände auf den Modulen vermieden.
In den allermeisten Fällen ist es ausreichend, die Module alle zwei Jahre zu reinigen. Bei geringem Neigungswinkel, langen Trockenperioden oder hoher Staubbelastung sind kürzere Reinigungsintervalle empfehlenswert.
Wann kommt der Fachbetrieb zum Einsatz?
Stellt der PV-Anlagen-Betreiber fest, dass der Solarertrag sinkt, ist der Fachbetrieb gefragt. Verschmutzungen und offensichtliche Beschädigungen der Module lassen sich auch vom Laien mit bloßem Auge erkennen. Manche Mängel, beispielsweise verursacht durch unbemerkte Blitzeinschläge, kann nur der Fachmann identifizieren.
Er kontrolliert, ob die Anlage noch sicher in ihrer Verankerung sitzt. Nur bei intaktem Montagesystem und unbeschädigter Dachhaut ist gewährleistet, dass sich Teile nicht lösen und herabstürzen können. Weist die Verkabelung Schmorstellen oder Beschädigungen durch Marderbisse auf, ist das Eindringen von Feuchtigkeit vorprogrammiert. Der Fachmann erkennt diese Mängel und tauscht die betroffenen Komponenten aus.
Weiteres Augenmerk gilt dem Wechselrichter und seinen Anschlüssen. Der Fachbetrieb hält auch dessen Software auf dem neuesten Stand. Nur so lässt sich ein Höchstmaß an Effektivität erreichen. Ist der Zähler Eigentum des Netzbetreibers, ist er für dessen Eichung verantwortlich. Wenngleich Stromspeicher als wartungsarm gelten, sind auch sie Bestandteil des fachmännischen Checks.
Keinesfalls vernachlässigt werden darf der Blitzschutz der PV-Anlage. Ist er in seiner Funktion gestört, kann das fatale Folgen haben. Ein Blitz verursacht hohe Spannungen, die zu einem Totalausfall der Anlage führen können. Besonders gefährdet ist neben den Modulen der Wechselrichter.
E-Check PV? Worum handelt es sich dabei?
Mit dem E-Check PV hat der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) ein einheitliches Prüfverfahren für Photovoltaikanlagen geschaffen. Diese standardisierte und zertifizierte Vorgehensweise verspricht dem Kunden ein Höchstmaß an Sicherheit und Transparenz.
Durchführen dürfen den E-Check PV ausschließlich entsprechend ausgebildete und zertifizierte Elektrofachbetriebe. Im Rahmen des E-Checks PV prüfen deren Mitarbeiter die Solarmodule, das Montagesystem, die Verkabelung, den Wechselrichter und den Stromspeicher auf Zustand und Leistungsfähigkeit.
Die Anbieter des E-Check PV führen als Argumente für diese spezielle Photovoltaikanlagen-Überprüfung Sicherheit, Schadensprävention und Effizienzsteigerung ins Feld. Sollte es trotz korrekter Wartung zu einem Schaden kommen, sei der PV-Anlagen-Betreiber gegenüber seiner Versicherung in einer deutlich stärkeren Position.
Anhand der Prüfprotokolle und der E-Check PV Plakette könne er leicht nachweisen, dass die Anlage nach den gültigen VDE-Bestimmungen geprüft worden sei. Auch vor eventuellen Schadensersatzansprüche schütze der E-Check PV zuverlässig. Der technische Zustand der Anlage lasse sich jederzeit nachvollziehbar belegen.
Wie hoch sind die Kosten für die PV-Anlagen-Instandhaltung?
Die Kosten für die Reinigung einer Photovoltaikanlage unterliegt regionalen Unterschieden. Üblicherweise werden 1,00 bis 2,50 Euro pro Quadratmeter in Rechnung gestellt. Bei einer Fläche von 50 Quadratmetern sind demnach 50 bis 125 Euro fällig.
Lassen sich die Solarmodule mittel Teleskopstange vom Boden aus erreichen, zahlt sich die Eigenleistung aus. Auch ein Dachfenster kann sich bei der Reinigung als hilfreich erweisen. Für sehr große Modulflächen eignen sich spezielle Reinigungsroboter. Kletterpartien auf die Dachfläche sollte der Solaranlagenbetreiber angesichts der Unfallgefahr spezialisierten Reinigungsbetrieben überlassen. Deren Mitarbeiter wissen, was sie tun und sorgen für die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen
Die Höhe der Kosten für die Wartung einer Photovoltaikanlage ist abhängig von deren Größe und dem gewünschten Leistungsumfang. Für ein Einfamilienhaus sollten 150 bis 250 Euro eingeplant werden. Wartungsverträge sind bequem und oftmals mit Preisvorteilen verknüpft. Bevor sich der Betreiber für einen Wartungsvertrag entscheidet, sollte der Leistungsumfang genau definiert werden. Das schützt von unangenehmen Überraschungen.
Der E-Check PV kostet rund 300 bis 400 Euro, je nach Anbieter und Größe der Anlage. Der Fachbetrieb sollte ihn mindestens alle vier Jahre durchführen. Diese zertifizierte Prüfung gibt ein Höchstmaß an Sicherheit, wobei sich die Kosten immer noch im überschaubaren Rahmen bewegen.
Stehen Reinigung oder Wartung der Photovoltaikanlage an, lassen sich Aufträge bündeln. Werden die anstehenden Arbeiten gemeinsam mit Nachbarn vergeben, spart das Anfahrtskosten. Eventuell kann mit dem Handwerksbetrieb sogar ein Rabatt ausgehandelt werden. Als Zeitpunkt eignet sich das Ende des Winters. So verfügen mit Beginn der sonnenreichen Zeit alle beteiligten PV-Anlagen-Betreiber über den vollen Ertrag an Solarstrom.
Fazit: Regelmäßige Wartung zahlt sich aus
Die als Verkaufsargument zuweilen ins Feld geführte Wartungsfreiheit führt in die Irre. Wer seiner PV-Anlage nicht die erforderliche Aufmerksamkeit widmet, sieht sich schnell mit schwindenden Erträgen konfrontiert. Module mit geringem Neigungswinkel lassen den Selbstreinigungseffekt vermissen.
Vor allem Verschmutzungen durch Vogelkot erweisen sich als überaus hartnäckig. Taubenkot gilt als besonders aggressiv. Er kann nicht nur die Zelle partiell verschatten, sondern sogar das Glas schädigen und dafür sorgen, dass sich die Stecker der Solarkabel lösen.
Nicht nur die Reinigung sichert den Ernteertrag. Im Rahmen der regelmäßig durchgeführten Wartungen werden eventuell vorhandene Schäden und Fehlfunktionen sicher erkannt. Defekte Bauteile können ausgetauscht beziehungsweise repariert werden. So bleibt die Effektivität der Photovoltaikanlage über die gesamte Lebensdauer erhalten.
Auch die Versicherungen verlangen eine ordnungsgemäße Wartung der Photovoltaikanlage. Kann sie nicht nachgewiesen werden, droht im Schadensfall der Haftungsausschluss. Entstehen durch eine defekte PV-Anlage Sach- oder gar Personenschäden, können hohe Schadensersatzforderungen gegen den Anlagenbetreiber erhoben werden. Auch davor schützt die regelmäßige Wartung der Anlage durch einen Fachbetrieb.
Bei der Berechnung der Rentabilität einer Photovoltaikanlage sind auch die Kosten für Wartung und Instandhaltung zu berücksichtigen. Wer ein bis zwei Prozent der Investitionssumme pro Jahr ansetzt, liegt auf der sicheren Seite. Der Abschluss eines Wartungsvertrages kann die Kosten senken. Dessen Leistungsumfang sollte jedoch genau definiert sein.
Bildquellen:
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