Praxis-Tipps und Checkliste
Die Energiekosten sind in der Vergangenheit rasant gestiegen. Viele
Menschen möchten sich deshalb möglichst unabhängig von den Versorgern
machen. Eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) leistet diesbezüglich gute
Dienste. Sie gestattet es, eigenen Strom zu erzeugen. Sie kann auf diese
Weise nicht nur die elektrischen Geräte im eigenen Haushalt betreiben,
sondern z. B. auch eine Wärmepumpe mit der nötigen Energie versorgen,
die als Heizung dient.
Der nachfolgende Ratgeber unterstützt bei der Planung einer eigenen PV-Anlage. Hierfür arbeitet die Darstellung in drei aufeinander
aufbauenden Schritten. Zu Beginn geht es um die Funktionsweise von
Photovoltaik. In einer Checkliste sind dann die wichtigsten
Planungsfragen zu finden, die sich teilweise durch Art ergeben, wie ein
entsprechendes System arbeitet.
Als Praxistipps bietet dieser Beitrag anschließend Antworten auf die
Fragen. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese teilweise allgemein
gehalten sein müssen, da es auf den konkreten Fall ankommt. Nicht jeder
Interessent plant die PV-Anlage beispielsweise für das eigene Dach,
sondern liebäugelt stattdessen mit einem sogenannten Balkonkraftwerk.
Dies hat Rückwirkungen darauf, wie groß das System maximal sein kann.
Spezialanfälle werden nach Möglichkeit mit dem Hinweis erwähnt, dass
diesbezüglich Besonderheiten zu berücksichtigen sein können.
Was ist Photovoltaik eigentlich?
Die Sonnenstrahlen beinhalten Energie. Dies ist schon auf der Haut zu fühlen, da sie warm sind. Diese Energie lässt sich mittels einer Photovoltaikanlage gewinnen. Diese nutzt hierfür ein Solarmodul, das spezielle Zellen beinhaltet, die sich unter einem Glas befinden. Die Zellen bestehen aus zumeist aus zwei Silizium-Schichten, die durch eine Grenzschicht getrennt sind. Eine der Silizium-Schichten ist negativ und die andere positiv geladen. Es besteht also ein elektrisches Feld. Hier gibt es mehr Details zur Funktionsweise von Solaranlagen.Die Sonnenenergie sorgt dafür, dass die Elektronen die Grenzschicht überwinden können. Sie bewegen sich und sorgen dadurch für die Entstehung von Gleichstrom. Dieser wird entweder in einer Batterie gespeichert oder durch einen Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt. Anschließend kann die Energie ins heimische Stromnetz (und/oder ins öffentliche Netz) eingespeist werden. Wechselstrom lässt sich nicht speichern, deshalb erzeugt eine PV-Anlage grundsätzlich Gleichstrom.
Checkliste: Die wichtigsten Planungsfragen auf einen Blick
- - Ist eine Photovoltaikanlage für die eigenen Zwecke eine gute Idee?
- - Ist das eigene Haus bzw. der Balkon geeignet?
- - Welche rechtlichen Vorgaben sind zu beachten?
- - Kann man mit einer Photovoltaikanlage Geld verdienen?
- - Welche Fördermöglichkeiten existieren für eine eigene Photovoltaikanlage?
- - Welche Versicherungen machen für eine Photovoltaikanlage Sinn?
- - Ist ein Wartungsvertrag notwendig?
- - Welche Position sollte die Photovoltaikanlage haben, um möglich effizient zu arbeiten?
- - Wie groß sollte die Anlage sein?
- - Wie lauten die Garantie- und Gewährleistungsbedingungen für eine PV-Anlage?
- - Lässt sich Strom der PV-Anlage problemlos ins Haus bzw. die Wohnung einspeichern oder ins Stromnetz einspeisen?
- - Für Mieter: Wer bestimmt über eine PV-Anlage und muss diese bezahlen?
Praxistipps: Antworten auf die wichtigsten Planungsfragen
Ist eine Photovoltaikanlage für die eigenen Zwecke eine gute Idee?
Es handelt sich um eine Kosten-Nutzen-Frage. Eine PV-Anlage verlangt eine gewisse Investition. Vier- und fünfstellige Summen sind keine Seltenheit. Mittel- und langfristig amortisiert sich diese Ausgabe durch die Einsparungen bei den Stromkosten. Dies gilt insbesondere, wenn zusätzlich eine durch die PV-Anlage betriebene Wärmepumpe eine Gas- oder Ölheizung ersetzt. Wer über Jahre oder sogar Jahrzehnte in dem eigenen Haus bzw. der Wohnung bleiben möchte, trifft mit einer entsprechenden Anschaffung deshalb immer die richtige Entscheidung. Gleiches kann gelten, wenn die Immobilie irgendwann verkauft werden soll. Die Anlage erhöht ihren Wert. Wer allerdings kostenlos in einem Objekt wohnt, das sich z. B. im Besitz der eigenen Familie findet, aber kurz- bis mittelfristig ausziehen möchte, sollte die Anschaffung hingegen exakt durchrechnen - oder den Eigentümern einen entsprechenden Schritt vorschlagen.
Ist das eigene Haus bzw. der Balkon geeignet?
Die meisten Dächer und Balkone sind problemlos für eine PV-Anlage geeignet. Die einzige Ausnahme sind Flachdächer. Hier sind die Anlagen möglicherweise starken Windlasten ausgesetzt, die für zusätzliches Gewicht sorgen, das auf das Dach drückt. Es kann in solchen Fällen sein, dass eine Verstärkung eingebaut werden muss, die für Zusatzkosten sorgt. Es ist stets sinnvoll, mit einem Experten über den Plan zu sprechen. Ein mit der Installation beauftragtes Fachunternehmen kann diesbezüglich helfen.
Welche rechtlichen Vorgaben sind zu beachten?
In der Regel ist die Montage einer PV-Anlage genehmigungsfrei. Allerdings kann es Sonderaspekte geben, die für eine andere Rechtslage sorgen. Denkmal- oder Milieu-Schutz-Bestimmungen seien diesbezüglich exemplarisch genannt. Die eigene Kommune kann Aufklärung schaffen. Oft stellt die Gemeinde schon auf der eigenen Webseite viele diesbezügliche Informationen bereit und bietet hier ebenfalls Kontaktmöglichkeiten zu den richtigen Ansprechpartnern.
Rechtlich sind ansonsten diese Punkte zu beachten
- Die Anlage muss beim Netzbetreiber angemeldet werden. Diese Aufgabe obliegt dem Errichter - also in der Regel dem beauftragten Installationsbetrieb.
- Eintragung ins Marktstammdatenregister. Dies gilt für die PV-Anlage wie für den eventuell vorhandenen Stromspeicher. Das Register liegt bei der Bundesnetzagentur.
- Nicht notwendig sind Gewerbeanmeldungen. Finanzämter sagen teilweise noch etwas anderes, aber für private Anlagen ist die Rechtslage seit 2010 klar.
Kann man mit einer Photovoltaikanlage Geld verdienen?
Solarstrom lohnte sich lange nicht, um durch die Einspeisung ins öffentliche Netz Einnahmen zu erzielen. Durch die 2023 erfolgte Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hat sich die Situation jedoch radikal gewandelt:
- Pro Kilowattstunde (kWh) erhalten Betreiber von Anlagen, die in der Spitze 10 Kilowattstunden erzeugen (kWp) 8,2 Cent.
- Wird der gesamte Strom ins öffentliche Netz eingespeist, erreicht die Einspeisevergütung für entsprechende Anlagen sogar 13 Cent pro kWh.
- Der zuständige Netzbetreiber ist verpflichtet, den Strom zu kaufen und das Geld zu überweisen. Die Vergütung muss deshalb nicht extra beantragt werden.
- Der Vergütungssatz gilt für das Jahr der Inbetriebnahme und die folgenden 20 Kalenderjahre.
- Anlagen mit bis zu 30 kWp müssen nicht mehr in der Einkommensteuererklärung aufgeführt werden.
- Ohne Speicher fließt ein Überschuss an erzeugtem Strom direkt ins öffentliche Netz. Gleiches gilt, wenn der Speicher voll ist. Die Vergütungen werden also automatisch immer dann erzielt, wenn die PV-Anlage mehr Strom erzeugt als vom Nutzer gebraucht wird.
Welche Fördermöglichkeiten existieren für eine eigene Photovoltaikanlage?
Neben der Einspeisevergütung bietet die KfW zwei Förderprogramme für die Nutzung von PV-Anlagen. Es handelt sich um die Förderungen "274: Erneuerbare Energien - Photovoltaik" und "275: Erneuerbare Energien - Batteriespeicher". Eine Expertenberatung bei den Interessenten vor Ort wird durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Hinzu können Förderprogramme von Ländern und Kommunen kommen. Viele Gemeinden unterstützen beispielsweise auch die Installation von Balkonkraftwerken. Vor Ort aktive Energieberater können einen Überblick über die regionalen Förderungen geben.
Welche Versicherungen machen für eine Photovoltaikanlage Sinn?
Die PV-Anlage sollte in jedem Fall in eine Wohngebäudeversicherung einbezogen sein. Bei großen und kostspieligen Systemen kann es sich lohnen, ebenfalls eine spezialisierte Photovoltaikversicherung abzuschließen. Handelt es sich um eine per Kredit finanzierte Anlage, schreibt der Geldgeber möglicherweise sogar eine entsprechende Police vor, um das Darlehen zu gewähren.
Ist ein Wartungsvertrag notwendig?
Ein entsprechender Kontrakt kann eine einmalige Wartung vorschreiben oder eine Frequenz. Beispielsweise wird die PV-Anlage einmal pro Jahr gewartet. Typische Arbeiten, die dabei anfallen, sind:
- Beseitigung von Verschmutzungen
- Kontrolle des Montagesystems (Schrauben beispielsweise fest drehen)
- Verbindungen überprüfen
- Beschädigte Kabel und Verbindungselemente tauschen
- Blitzschutz kontrollieren und eventuell tauschen
- Zählereichung (so der Zähler nicht im Besitz des Netzbetreibers ist)
- Reinigung und Kontrolle der Funktionsfähigkeit des Batteriespeichers
Die Wartung sorgt also dafür, dass die Anlage wie gewünscht funktioniert und Verschmutzungen beseitigt werden. Mögliche Defekte lassen sich frühzeitig erkennen. Regelmäßige Wartungen sind deshalb sinnvoll. Wartungsverträge können günstiger sein als Einzelbuchungen. Sie sind deshalb grundsätzlich empfehlenswert. Sie bedeuten allerdings auch, dass sich die Besitzer der Anlage über einen längeren Zeitraum an einen Partner binden.
Welche Position sollte die Photovoltaikanlage haben, um möglich effizient zu arbeiten?
Die Anlage sollte möglichst viele Stunden ungehindert in der Sonne stehen, um ein Maximum an Strom zu produzieren. Daher sollte sie mit so wenig Verschattungen wie möglich zu kämpfen haben. Klassische Problemherde sind diesbezügliche Bäume, Wände (z. B. von gegenüberliegenden Häusern für Balkonanlagen) oder auch die Dachausrichtung.
Optimale Bedingungen hat eine Anlage auf einem Dach mit einer Neigung von 30 bis zu 50 Grad, das nicht beschattet wird. Je weiter die Ausrichtung des Daches von Süden entfernt ist, desto sinnvoller ist eine geringere Neigung. Nach Norden sollte die Anlage nie ausgerichtet sein. PV-Anlagen, die nach Osten oder Westen ausgerichtet haben, bieten durchschnittlich 20 Prozent geringere Erträge als nach Süden ausgerichtete Systeme.
Wie groß sollte die Anlage sein?
Ein System, das 1 kWp erreichen soll, benötigt fünf bis sieben Quadratmeter Fläche auf dem Dach oder an der Balkonverkleidung. Auf vielen Dächern sind Anlagen mit einer Leistungsfähigkeit von mehr als 10 kWp schlicht nicht montierbar, da der notwendige Platz fehlt. Weit verbreitet sind deshalb Systeme mit einer Leistung von 5 bis 10 kWp. Die erzielten Leistungen reichen aber trotzdem aus, um nicht nur den Eigenverbrauch zu decken, sondern auch für Einspeisungen ins öffentliche Netz. Studien haben gezeigt, dass es wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, eine kleinere Anlage aufzubauen, um nur den eigenen Bedarf zu decken. Die vorhandene Fläche sollte stattdessen möglichst effektiv genutzt werden.
Wie lauten die Garantie- und Gewährleistungsbedingungen für eine PV-Anlage?
Gesetzlich verpflichtet sind Verkäufer von PV-Anlagen dazu, eine Gewährleistung von fünf Jahren anzubieten. Dies heißt, dass sie in dieser Zeit für etwaige Mängel haften müssen. Es ist in einem solchen Fall allerdings ratsam, deutlich vor Ablauf der Frist zu überprüfen, ob diese vorliegen. Wer einen Mangel für die Gewährleistung geltend machen möchte, sollte gar nicht erst in die Verlegenheit kommen, dass der Verkäufer argumentieren könnte, dass dieser erst nach Ende der Frist aufgetreten ist.
Die gesetzliche Frist spielt allerdings fast nie eine Rolle, da die Unternehmen deutlich großzügiger sind. Eine Garantie von zehn bis zu 20 Jahren auf einzelne Komponenten oder sogar das gesamte System sind keine Seltenheit. Der Anbieter sollte hierfür allerdings in Deutschland ansässig sein. Ansonsten wird es schwierig, die Garantie bei Bedarf auch durchzusetzen. Zudem existieren Garantiebedingungen, die zwingend zu befolgen sind. Zu den entsprechenden Vorschriften zählen oft beispielsweise regelmäßige Intervalle durch Fachbetriebe.
Lässt sich Strom der Anlage problemlos ins Haus bzw. die Wohnung einspeichern?
Prinzipiell verfügt ein Wechselrichter über einen Netzstecker. Dieser muss eingesteckt werden, um den Strom ins eigene Netz fließen zu lassen. Vorhanden sein sollte allerdings ein allstromsensitiver Fehlerstromschutzschalter (FI-Schutzschalter). In der Schweiz sind diesbezüglich FI Typ B-Schalter sogar rechtlich vorgeschrieben. In Deutschland sind sie nicht allgemein Pflicht, aber trotzdem die beste Wahl. Die Kommune informiert, welche rechtlichen Bedingungen vor Ort in dieser Frage gelten.
Für Mieter: Wer bestimmt über eine PV-Anlage und muss diese bezahlen?
In vermieteten Objekten ist der Eigentümer die Person, die über die Installation einer PV-Anlage entscheidet und diese auch bezahlen muss. Er kann die zweite Pflicht allerdings vertraglich an seinen Mieter (oder eine andere Partei) abtreten. Verlangen kann ein Mieter die Installation nicht. Dies gilt auch, wenn es um ein Balkonkraftwerk geht. Er kann nur darum bitten.
Bei Häusern, die sich im Besitz einer Eigentümergemeinschaft befinden, muss die Eigentümergemeinschaft einer Installation mehrheitlich zustimmen. Dies gilt auch für ein Balkonkraftwerk, das nur für eine Wohnung montiert werden soll. Da der Strom ins Hausnetz fließt, ist Gemeinschaftseigentum betroffen. Die Anlage verändert zudem die Optik des Gebäudes. Beeinträchtigt ein Balkonkraftwerk oder die PV-Anlage die Nutzungsfähigkeit der Mietsache, kann der Mieter die Installation ablehnen. Soll das System auf der Wohn- und Nutzfläche stehen und würde diese deshalb reduzieren, greift die entsprechende Regel. Diesbezüglich können sich Mieter und Vermieter aber ebenfalls vertraglich verständigen.
Der wichtigste Tipp zum Schluss: Genügend Zeit für die Planungsphase einkalkulieren
Wer sich für eine Photovoltaikanlage entscheidet, möchte diese naturgegeben so schnell wie möglich in Betrieb nehmen. Zu verlockend ist die Perspektive, endlich nicht mehr für den Strom zahlen zu müssen - und vielleicht selbst etwas zu verdienen. Um ein System zu erhalten, das über das bestmögliche Preis-Leistungsverhältnis verfügt, sind jedoch umfassende Planungen notwendig. Dies haben die bisherigen Abschnitte gezeigt. Diese Aufgabe sollte man daher nicht überstürzen, sondern in Ruhe und unter Zuhilfenahme von Experten angehen.
Bildquellen:
https://freerangestock.com/photographer/SumalaChidchoi/5464
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